Die Ma­gie des Schnees – Teil 6

Ein neuer Tag

Als ich am nächsten Tag mit Chris, Mama und Papa am Frühstückstisch saß, verloren sie kein Wort über den Vorschlag umzuziehen. Wahrscheinlich waren sie einfach noch zu müde, um darüber zu sprechen, also machte ich mir keine weiteren Gedanken darüber. Um kurz nach sieben machte ich mich auf den Weg zur Schule, eigentlich hatte ich gar keine Lust hinzugehen, aber es gab ja leider die Schulpflicht.

Ich öffnete die Klassenzimmertür der 7d und ließ mich auf meinen Platz fallen. Um mich herum wurde wieder gekichert, wahrscheinlich hatte Tanja mal wieder einen „supertollen“ Witz über mich gemacht, auch wenn es mir eigentlich egal sein konnte – schließlich hoffte ich immer noch, dass wir umziehen würden – stieg eine brodelnde Wut in mir hoch. Wie gemein Tanja nur war, warum lästerte sie immer über mich, warum nicht über jemand anderen?

Überrascht von Kartons

In der restlichen Zeit des Schultages passierte nichts sonderlich Spannendes. Das war mir auch recht so, denn meine Eltern löcherten mich immer mit irgendwelchen Fragen, wenn ich aus der Schule zurückkam und das war auf die Dauer ziemlich nervig. So fuhr ich ohne irgendwelche Neuigkeiten zurück nach Hause und erschrak fürchterlich, als ich einen großen Haufen Umzugskartons vor unserer Wohnungstür sah. Ich entdeckte Mama mit zerzaustem Haar irgendwo inmitten der Kartons. „Oh, du bist schon da, ich dachte du kommst erst später.“ Ihre Stimme klang erstaunt, obwohl sie eigentlich meinen Stundenplan kannte. „Naja, immerhin kannst du jetzt schon früher damit beginnen, deine Sachen einzupacken.“ Was? Zogen wir jetzt doch um? Ich hatte eigentlich gedacht, wir würden hier wohnen bleiben, weil Mama, Papa und Chris am Frühstückstisch nicht mehr darüber geredet hatten! Ich fragte Mama danach. „Ach so, du wusstest das gar nicht. Ich dachte, Chris hätte es dir erzählt.“

„Wann denn bitteschön? Ich war doch in der Schule.“

„Ach ja, stimmt. Aber jetzt weißt du es ja. Kannst du mir bitte mal die Stehlampe reichen?“ Mamas Stimme klang schon wieder abwesend. Na toll, ich freute mich ja, dass wir nun doch umzogen, aber warum hatten meine Eltern mir heute Morgen nicht schon davon erzählt? Ich war ein klitzekleines bisschen sauer auf sie, trotzdem reichte ich Mama die Lampe und ging in mein kleines Zimmer, um meine Sachen zu packen.