Eure Geschichten

Schnee der Ver­gan­gen­heit - Ei­ne (Nach-)Weih­nachts­ge­schich­te #6

Böse Geister

Jakob und ich drehten uns gleichzeitig um. Ein riesiger, kräftiger Mann stand in der Tür. Wir konnten nicht entkommen. Jakob nahm kurz meine Hand, drückte sie fest und ließ sie dann wieder los. Vorsichtig trat ich ein paar Schritte zurück. Plötzlich stieß mein Kopf an den Kamin. Das hatte wehgetan! Grummelnd rieb ich über die Beule. "Ich bin Finn.", brummte der Mann plötzlich. "Willst du uns etwas tun?", fragte Jakob mit zittriger Stimme. "Niemals.", meinte Finn. "Können wir uns da sicher sein?"; flüsterte ich Jakob zu. Finn schien das gehört zu haben. "Ich muss euch hier rausbringen.", brummte er. "Böse Geister treiben sich hier herum und treiben ihr Unwesen. In der Nacht kommen sie und verändern das Dorf. Das hier ist ein Labyrinth." Jakob sah mich entsetzt an. "Dann müssen wir schleunigst hier raus!", meinte ich. "Nein, das geht nicht.", sagte Finn. Erst jetzt bemerkte ich, dass er eine riesige Axt in sein Gürtel geklemmt hatte. Wollte dieser Mann wirklich Gutes? "Wieso geht das nicht?", fragte ich entschlossen. "Die Geister sind überall. Ihre Existenz kann dich verwirren und dich gefährliche Sachen tun lassen.", antwortete Finn ungehalten. "Na das wollen wir mal sehen!", rief ich, rannte auf Finn zu, rutschte unter seinen Beinen durch und stürzte mich nach draußen in die eisige Luft. Ich konnte Jakobs entsetztes Gesicht noch sehen, bis mir plötzlich schwarz vor den Augen wurde. Ich brachte noch ein unverständliches Genuschel heraus, bis ich umkippte.

Aufbruch vor Mondaufgang

"Sie ist kreidebleich.", hörte ich Jakobs Stimme. Sie klang besorgt. Vorsichtig öffnete ich meine Augen. Über mir standen Finn und Jakob und tuschelten miteinander. "Du bist wieder wach!", rief Jakob begeistert auf. "Ja, natürlich.", schnaufte ich und richtete mich auf. "Wo sind wir?", war das erste Richtige, dass ich hervorbrachte. "In einer anderen Hütte.", antwortete Jakob. Ich nickte und ließ wieder meinen Kopf sinken. "Du kannst dich nur noch kurz ausruhen.", murmelte Finn kaum hörbar. "Dann müsst ihr hier raus, bald ist Mondaufgang." "Kommst du mit uns?", fragte Jakob. "Nein. Mein Ort ist hier. Ich muss Neugierige wie euch hier im Dorf beschützen.", meinte Finn. Ich nickte. Der Kerl war mir nicht geheuer. "Du kannst ihm vertrauen.", flüsterte Jakob. "Hätte dich jemand, der dir Schaden zufügen will, gerettet?!" Da hatte er Recht. Ich seufzte. Ich musste wohl einsehen, dass ich wohl nicht Recht hatte. "Lass uns gehen.", seufzte ich, nahm meinen Rucksack, den wahrscheinlich Jakob mitgebracht hatte, und stand auf. Finn bedeutete uns, ihm zu folgen und stapfte aus der Hütte. Jakob stellte sich schützend vor mich und lugte nach draußen in die eisige Landschaft. Ich verdrehte die Augen. Jakob wäre wohl nicht als Beschützer geeignet.

Die Geister des Gefallenen Dorfes

Finn lief komplizierte Biegungen, lange Wege und dunkle Pfade und Jakob und ich bemühten uns, ihm zu folgen. Plötzlich blieb Finn stehen und stellte sich in voller Größe vor uns. Etwas kaum Sichtbares schwebte in der Luft in unserer Nähe. Flimmernde Luft war das einzige Erkennungszeichen des Wesens. Wenn man genau hinsah, hatte das Wesen einen leichten hellblau-Ton und einen Umhang mit einer Kapuze auf. "Ein Geist.", hauchte ich. "Lass uns passieren, Jean.", grollte Finn. "Wieso sollte ich das tun?", spottete eine Stimme. "Das ist Jean?!", wunderte sich Jakob. "Du kennst sie?", fragte ich. "Sie ist die Wächterin des gefallenen zweiten Dorfes vom Schnee der Vergangenheit." "Das ist ein gefallenes Dorf?"; fragte ich. "Ja. Den Namen des Dorfes kennt keiner. Man hat es vergessen. Dadurch gibt es hier Geister. Es sind die Geister der Seelen von hier, die ihre Ruhe nicht gefunden haben." Wieso hatte Jakob mir so etwas verheimlicht?! Und woher wusste er das überhaupt... Mist, ich hatte Finns Gespräch mit Jean verpasst. Ich hörte weiter zu. "Gebt mir einen Pfand.", zischelte Jean. "Niemals!", sagte Finn wütend. "Dann muss ich mir meinen Pfand nehmen."; lächelte Jean hämisch und plötzlich wurde ich von unsichtbaren Armen zu Jean gezogen. "Nein, du bekommst sie nicht!", schrie Jakob und packte mich. Meine Beule tat weh. Ich konnte kaum klar denken. Ich fühlte wie ein Ruck mich erschütterte, dann sah ich nur noch Leere. Und mir wurde zum zweiten Mal schwarz vor den Augen.

"Hey!", meinte Jakob und zog mich wieder auf die Füße. Ich war wohl nur sehr kurz ohnmächtig geworden. Schade, ich hätte die Jean gerne verschlafen. Finn stand immer noch vor mir und warf mir einen kurzen Seitenblick zu. Dann wandte er sich wieder voll und ganz Jean zu. Er schloss die Augen und plötzlich umgab ihn ein seltsames helles Leuchten. Einen kurzen Augenblick später war Jean verschwunden - Und er auch. Jakob und ich sahen uns mit großen Augen an. Was war das geschehen?

Fortsetzung folgt...

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