Eure Geschichten

Das Le­ben ist zu kurz um nor­mal zu sein (Teil 11)

Die Überraschung

Traurig und mit einem stechenden Gefühl im Bauch machte ich mich auf den Heimweg. Meine Gedanken wanderten zurück zu dem Streit mit Bella. Eins war klar, die Sache mit ihr musste ich wieder in Ordnung bringen. Ich nahm mir fest vor, sie am Abend anzurufen um mich zu entschuldigen. Während ich mir im Kopf noch Worte zurechtlegte, presste ich meinen Finger auf unsere Türklingel. Ungewöhnlich schnell wurde ich von Mutsch hereingelassen. Das nächste ungewöhnliche war, dass sie grinste wie eine Irre und mit einer schrillen Stimme ,"Wie war es in der Schule?", fragte. Dann lotste sie mich ins Wohnzimmer und setzte sich. "So Clara, ich will dir jetzt etwas sagen. Er kommt gleich vorbei." "Er?", erwiederte ich verwirrt. Meinte sie Papa? Wollten die beiden wieder zusammenziehen? Und was war dann mit Papas neuer Freundin?  Meine Mutter lächelte nervös. "Ja. Ich habe ihn auf der Arbeit kennengelernt." Jetzt war mir alles klar. Mama hatte nun auch einen neuen Freund. Anders als bei Papa ließ mich das aber überhaupt nicht kalt. "Das kannst du vergessen. Ich werde ganz sicher nicht das Vorzeigekind spielen und mich mit ihm unterhalten. ", beschloss ich und wollte in mein Zimmer laufen. Mutsch schaute mich enttäuscht an. "Hör mir doch mal zu. Eigentlich hatten wir schon vor Wochen ein gemütliches Essen mit seiner Familie zusammen geplant. Daraus könnte eine richtig nette Patchworkfamilie entstehen!  Dann kam aber dein Schulanfang dazwischen und ich habe den Termin verschoben."

"Was? Und heute fällt dir ein: ´ach ja, da könnte ich meine Tochter doch mal zu einem Abendessen mit einem Wildfremden einladen` Nein Danke!" Wütend setzte ich mich auf die Treppe und versuchte, meine Tränen zurückzuhalten. Zehn Minuten später hatte ich mich noch immer nicht von der Stelle gerührt.

Robert

Da klingelte es auch schon an der Tür. "Machst du bitte auf? Das ist sicher Robert.", kündigte Mutsch von oben an. Na toll, das konnte ja heiter werden. Ich setzte mein bestes Fake-Lächeln auf und riss die Tür schwungvoll auf. Vor mir stand ein Mann, etwa so groß wie Mama. Seine Haare waren hellbraun und sehr kurz. Er streckte mir seine Hand hin, die ich nach kurzem Zögern ergriff. "Hallo, ich bin Robert. Und du musst Clara sein." Wie idiotisch. Natürlich bin ich Clara. Sonst war hier ja niemand. "Ja, das bin ich.", antwortete ich gezwungen fröhlich. "Ich habe schon viel von dir gehört. Freut mich, dich kennenzulernen. ", fuhr er mit diesen zwei hohlen Standartsätzen fort. Zum Glück kommt in diesem Augenblick Mutsch an die Tür und umarmt Robert flüchtig. In der nächsten halben Stunde fragt Robert mich allerlei Sachen. Wie mir meine Schule gefällt, ob ich schon neue Freunde gefunden habe, was meine Hobbys sind. Dabei ertappte ich mich immer wieder dabei, wie ich ihn mit Papa verglich. Wer lacht netter, wer ist entspannter, wer hört besser zu? Papa gewann jeden Vergleich. Falls Mutsch glaubte, Robert könnte eine Art Ersatzvater für mich sein, hat sie sich geirrt. Einen Vater habe ich nämlich schon. Und den kann niemand ersetzen.

Beim Italiener

Um sieben Uhr abends zogen wir los, um uns beim Italiener mit Roberts Familie zu treffen. Ich konnte das Rasierwasser von Mamas Freund deutlich riechen, obwohl ich einige Meter hinter ihm ging. Es roch blassorange. Eine seltsame Farbe, wie ich finde. Als Mutsch die Tür den Restaurants öffnete, zupfte ich ein letztes mal mein kratziges Kleid zurecht. Einen guten ersten Eindruck zu hinterlassen, war Mutsch ziemlich wichtig. Lautes Gelächter, Hitze und Pizzaduft schlug mir entgegen. Robert legte Mutsch eine Hand auf die Schulter und die andere Hand benutzte er um einem Kellner zuzuwinken, den er offenbar kannte. Es kam mir immer noch sehr fremd vor, dass sie so vertraut miteinander umgingen, doch das hat sich bis heute ein bisschen geändert. Zufällig traf mein Blick den eines Jungen. Eines Jungen, den ich am liebsten eine Weile nicht mehr gesehen hätte. Angespannt nickte ich Thomas zu , doch er ließ genervt seinen Kopf auf den Tisch fallen. Dass nicht ich der Grund dafür gewesen war, erkannte ich einige Sekunden später. Robert saß nämlich plötzlich am gleichen Tisch wie Thomas. Stopp. Es war nicht Robert, sondern sein Zwillingsbruder Johannes, der sich als Thomas Vater entpuppte. Es war einfach nur schrecklich komisch. Thomas Familie und meine Familie trafen so das erste mal aufeinander und wir standen irgendwie verloren mittendrin, weil meine Mutter und sein Onkel plötzlich ein Paar waren.

 

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Eure Kommentare

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Coole Geschichte

Richtig coole Geschichte!

Die beste Geschichte !

Tut mir Leid, dass ich so lange gebraucht habe, bis ein neuer Teil rauskam!