Eure Geschichten

Die Ma­gie des Schnees – Teil 13

Die zerbrochene Schüssel

Ich war schon fast eingeschlafen, so erschöpft war ich vom heutigen Tag, als mich ein lautes Scheppern hochschrecken ließ. Es kam von unten, also musste es entweder Chris oder Mama sein, die den Lärm verursacht hatten. Papa war ja sicherlich noch mit dem Reiten beschäftigt. Ich stand auf und ging die Treppe hinunter in Richtung Küche. Was ich dort sah, raubte mir fast den Atem. Mitten in der Küche stand Chris und neben ihm lag Mamas Lieblingsporzellanschüssel zerbrochen in einer riesigen Pfütze aus Wasser. Ich wollte meinem Bruder ins Gesicht schreien, wieso er das gemacht hatte – er wusste doch, dass es Mamas Lieblingsschüssel war – aber ich konnte nicht, mir war die Kehle wie zu geschnürt. Lange starrten Chris und ich uns gegenseitig an, bis Chris nach einer Weile mit Zornestränen aus der Küche nach draußen lief.

Langsam bückte ich mich, um die einzelnen Scherben aufzuheben. Nacheinander legte ich sie alle auf unseren Küchentisch, vielleicht konnte man sie ja wieder zusammenkleben.

„Stina“, rief eine vertraute Stimme nach mir. Ich drehte mich um. Da stand Mama, mit weit aufgerissenen Augen und zeigte auf die Scherben. „Ist das da meine alte Schüssel, die ich zu meinem 15. Geburtstag bekommen habe? Warum hast du sie kaputt gemacht?“

„Ich … ich … ich war das nicht“, stotterte ich. „Das war Chris, es hat einen Krach gegeben und … und ich bin runtergerannt und dann stand da Chris neben der Schüssel.“

„Soso“, sagte Mama, „ich glaube dir, ich weiß, dass du so etwas nie machen würdest. Weißt du, wo Chris ist?“

„Er ist nach draußen gerannt, aber wohin weiß ich nicht“, meinte ich achselzuckend.

Suche nach Chris

„Dann gehen wir ihn mal suchen“, entschied Mama. Zusammen gingen wir nach draußen auf den Hof. Wir suchten in der Sattelkammer, in den Boxen von Domingo, Goldy, Brownie, Papas alten Pferden Tara, Rainbow und Kartoffel und in beiden Reithallen. Doch nirgends befand sich Chris. Wir schauten auch noch in allen anderen freien Boxen nach, aber auch dort war er nicht zu finden. Schließlich gaben wir die Suche auf, riefen Papa an, der gerade auf einem Ausritt mit Domingo im Wald war, und erzählten ihm alles. Papa hörte aufmerksam zu und sagte schließlich: „Ich komme sofort zu euch und helfe euch mit dem Suchen in der näheren Umgebung. Weit kann Chris ja nicht gekommen sein.“ Im Hintergrund hörte man Domingos Hufe klappern. Anscheinend saß Papa, während er telefonierte, auf dem Pferd. Mama hatte er es immer verboten, beim Reiten das Handy aus der Tasche zu ziehen, weil ihr dann ja was passieren könnte. Und jetzt tat er es selber! Fast wollte ich es Papa ärgerlich mitteilen, aber dann fiel mir ein, dass wir gerade Wichtigeres zu tun hatten, als uns mit dem Thema „Handy auf dem Pferd“ zu beschäftigen, wie es Papa so gerne nannte.

Kaum war Papa wieder bei uns auf dem Hof, wollte er unbedingt, dass wir alles noch mal absuchten, obwohl wir ihm vorher schon mindestens fünf Mal versichert hatten, dass sich Chris nirgendwo dort befand. Mama und ich schauten also erneut überall nach, während Papa eine ruhige Kugel schob, aber wie erwartet, fanden wir ihn nicht. „Ich würde sagen, wir essen jetzt erst mal zu Abend, es ist ja schon 18 Uhr und dann können wir Chris ja weiter suchen, wenn er bis dahin nicht sowieso schon von alleine zurückgekommen ist“, schlug Papa vor und ging ins Haus, um das Abendbrot vorzubereiten. Mama und ich schauten uns an und seufzten. Da war wohl nichts zu machen, wenn Papa entschieden hatte, ließ er sich nicht umstimmen. Vor allem nicht, wenn er gerade Hunger hatte.

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